Veranstaltungsbericht: „Sag‘ Hrabanus: Wie hältst du‘s mit den Alten?“

Auftaktvortrag des Kontaktstudiums an der Theologischen Fakultät Fulda am 26.10.2021 von Prof. Dr. Dr. Thomas Böhm.

Die Bewerbung Fuldas und Petersbergs um das europäische Kulturerbe-Siegel haben ein Bewusstsein für die Bedeutung der Region als einem Zentrum mittelalterlicher Kultur und Bildung geschaffen. Vor allem Hrabanus-Maurus hat dazu beigetragen, dass Fulda zentraler Ort eines Bildungsnetzwerkes europäischer Tradition wurde: Raban hat zahlreiche Werke verfasst, Kommentare geschrieben und versucht, Wissen von der Antike bis zur Gegenwart in einer großen Bibliothek zu versammeln. Aber wie war das mit diesem Wissen der Antike genau? Welche Bedeutung hatte es für Hrabanus? Wie ist er damit umgegangen?

Am Dienstagabend, 26.10.2021, hat der Freiburger Prof. Dr. Dr. Thomas Böhm in seinem Auftaktvortrag des Kontaktstudiums der Theologischen Fakultät Fulda genau diese Frage gestellt. In sehr kurzweiligen 45 Minuten ging er der Frage nach: Sag‘ Hrabanus: Wie hältst du’s mit den Alten? So viel sei vorweggenommen: Sein Umgang war … speziell.

In der Erinnerung an die großen Denker und Gedanken der Antike hat schon Karl der Große eine Bildungsreform angestoßen – diese blieb natürlich nicht unwidersprochen. Hrabanus-Maurus aber ist ganz der Linie des Kaisers gefolgt. Fast ganz.

Raban widmete sich ausschließlich lateinischen Texten. Und mit diesen hat er einen sehr speziellen Umgang gepflegt: Er hat sie nicht einfach eins zu eins von damals auf heute übertragen, sondern immer ein wenig weiter ausgelegt, Interpretationen angefügt oder sogar die Texte eines Autors gegen den Autor selbst verwendet. Immer stand dabei für Hrabanus-Maurus ein theologisches Interesse im Vordergrund, immer ging es ihm um ein besseres Verständnis von Bibel oder Gott.

Und damit gelang ihm eine enorme Leistung: Indem er das antike Wissen, die antiken Traditionen und die antike Literatur ganz in sein theologisches Interesse stellt, macht er deutlich, Gott ist Ursprung aller Weisheit – und die findet sich überall.

Hrabanus-Maurus und Fulda spielen so eine besondere Rolle, um die Welt ein bisschen anders, ein bisschen besser zu verstehen. Und dieses Verständnis zeigt sich noch heute - zumindest in der lebhaften Diskussion nach dem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Böhm im Audimax der Theologischen Fakultät Fulda.

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